Gedenktafel „Jüdisches Leben in Börger“ am Pfarrheim eingeweiht

„Es darf nicht verloren gehen, dass es eine ‚Judenstraate‘ in Börger gegeben hat“
09.04.2024

In Erinnerung an die in Börger ansässigen Familien jüdischen Glaubens und deren Schicksal während der Gräuel des Nationalsozialismus wurde an der Außenwand des Pfarrheimes die Gedenktafel „Jüdisches Leben in Börger“ angebracht. Sie erinnert an vier jüdische Familien, welche in der heutigen Poststraße gelebt haben. 

Im Rahmen der Gedenkfeier, an welcher Vertreter der Gemeinde Börger, der Kirchengemeinde, des Heimatvereins sowie des Forum Sögel e.V. teilnahmen, erfolgte die Segnung der Tafel durch die Pfarrbeauftragte Fr. Doris Brinker (Kath. Kirchengemeinde St. Jodocus) und Pastor Matthias Voß (Ev.-luth. Kirchengemeinde Sögel). Sie erinnerten daran, dass das Christentum aus dem Judentum hervorgegangen ist. Mit der Tafel werde ein unersetzlich wertvolles Zeichen gegen den Antisemitismus gesetzt. Bürgermeister Ermes ergänzte, dass die Verpflichtung bestünde, aus der Vergangenheit Lehren zu ziehen und jegliche Form von Hass und Intoleranz zu bekämpfen sei. 

Initiator der Gedenktafel war der Arbeitskreis Geschichte des Heimatvereins Börger um Bernd Gebkenjans. So habe ihm die Geschichte des Judentums seit einem Kibbuz-Aufenthaltes 1972 immer begleitet. Daher trat Gebkenjans im Sommer letzten Jahres an die Gemeinde Börger und die Kirchengemeinde St. Jodocus heran, um einen Erinnerungsort für das jüdische Leben in Börger zu schaffen. Aus diesem Ansatz erwuchs schließlich der Gedanke, eine Gedenktafel am Pfarrheim anzubringen. Er dankte in diesem Zusammenhang der Kirchengemeinde und der politischen Gemeinde, welche mit dem Schild ein starkes Symbol der Erinnerung gesetzt hätten. „Es darf nicht verloren gehen, dass es eine ‚Judenstraate‘ in Börger gegeben hat“, so Gebkenjans. 
Zwischenzeitlich seien die Planungen durch die Ereignisse um den Terrorangriff der Hamas auf Israel vom 07. Oktober 2023 und den anschließenden antisemitische Vorfällen eingeholt worden. Bezugnehmend auf populistische Stimmen, welche mit ihrer Rhetorik Hass und Spaltung beschwören sowie gemeinsame Werte in Frage stellen würden, erklärte Ermes, dass es sich mit aller Macht einer solchen Rhetorik entgegenzustellen gelte. 

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts lebten vier jüdische Familien in Börger, welche zur Synagogengemeinde Sögel gehörten. Sie wohnten in der heutigen Poststraße, weshalb diese gelegentlich als ‚Judenstraate‘ bezeichnet wurde. Viele Nachkommen dieser Familien wurden im Zuge des Holocausts umgebracht. 


Für weitere Informationen ist im Gemeindebüro Börger ist das Buch „Jüdisches Leben in Sögel und der Region“ des Forum Sögel e.V. erhältlich. Hierin lässt sich die Geschichte der Börgeraner Familien jüdischen Glaubens detailliert nachlesen.